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Grundlagen - Schlaf

"Einschlafen, durchgeschlafen, einfach schlafen!" - Tipps und Wissenswertes für geplagte Eltern und deren Ratgeber

Inhalt:

  • Einleitung
  • Arten des Schlafes und seine Störungen
  • Was tun wenn das Kind nicht Schlafengehen will?
  • Was tun, wenn es vor dem Schlafengehen Angst hat?
  • Welche Besonderheiten betreffen Eltern behinderter Kinder?
  • Zusammenfassung

 

 

Einleitung

Schlaf ist eine der essentiellen und existentiellen Grundzustände des Lebens. Schlaf ist die Nacht des wachen Tages, ein periodisch wiederkehrender Zustand von Ruhe, Erholung und Rekreation aller Organsysteme und Funktionen.

Der Übergang in den Zustand des Schlafes kann jenseits des Kleinstkindalters willkürlich gesteuert werden, tritt aber auch un-willkürlich ein. Schlaf ist nicht gleich Schlaf; es werden verschiedene Phasen und Qualitäten des Schlafes unterschieden, welche mittels Ableitungen (EEG) gemessen und dargestellt werden können.

Eine Besonderheit des Schlafens bei sehr kleinen Kindern ist die Rolle und Funktion der Eltern.

Es gibt kein Schlafphänomen im Säuglings- und Kleinkindalter welches nicht auch die neben/mit oder bei schlafenden Eltern in Mitleidenschaft zieht, d. h., jede länger als eine wenige Tage dauernde Schlafstörung eines Kleinstkindes besteht, weckt, befasst und stört diese zwangsläufig auch seine Eltern.

Das Entstehen von sekundären Interaktionsstörungen und reaktiven Verhaltensbeeinträchtigungen im Beziehungsverhalten des nachfolgenden Tages sind häufig.

 

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Arten des Schlafes und seine Störungen

Man unterscheidet: REM-Schlaf (Rapid Eye Movement)= sogenannt paradoxer, aktiver Schlaf, in welchem wir träumen und schwer erweckbar sind. Die längere Zeit schlafen wir im orthograden, nicht-Rem, in welchem sich die Muskeln entspannen und die Atmung langsam und ruhig wird. Ab dem 6.-7. intrauterinen Monat besteht bereits ein REM / non-REM Muster, welches 80% REM und 20% non-REM Muster zeigt. Im Erwachsenenalter verlagert sich die Situation in ca 25% REM und 75% non-REM. Das "erwachsene" Muster ist bereits im 3.-4. Monat nach der Geburt entwickelt. Pro Nacht werden 4-5 Zyklen durchgegangen.

Im Säuglings- und Kleinstkindalter ( 0-3 Jahre) unterscheiden wir Einschlaf- und Durchschlafstörungen.

Bis zum Ende des 2. Lebensmonats ist die elterliche Toleranz bezüglich Frequenz, Rhythmus und Dauer groß. Mit Anfang des 3. Lebensmonats beginnt die Erwartung, dass ein regelmäßiger Schlaf / Wach - Tag / Nacht Wechselrhythmus entstehen sollte und damit auch der Druck auf das Baby dieser Erwartung zu genügen. Bei der Durchschlafstörung hat das Kind die Eigenregulationsmöglichkeit des Überganges zwischen den verschiedenen Schlafphasen nie gelernt oder wieder verlernt. Jeder Mensch wacht nämlich pro Nacht 3-5 mal auf, d.h. er durchschläft 3-5 ganze Schlafzyklen (REM- und non- REM Schlaf) und reguliert die Übergänge zwischen den Zyklen automatisch und ohne bewusst aufzuwachen durch kleine Bewegungen und Wechsel im Atmungsmuster.

 

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Was tun wenn das Kind nicht Schlafengehen will?

Diese Frage entsteht nur dann, wenn nicht das Kind selbst sondern die Eltern eine fixe Uhrzeit oder den Zeitpunkt des Schlafengehens bestimmen und es beim gesunden Kind nach der Individuation (ab 778.LM) zu einem oft nicht als solchen deklarierten aber doch klaren Machtkampf kommt, der in der Regel vom Kind gewonnen wird. Oder das Kind will nicht einschlafen, weil die Einschlafszene eine un-lustvolle Situation, z.B. der Trennung vom vergnügten Rest der Familie bedeuten würde. Oder weil es fürchtet, beispielsweise im Falle einer ehelichen Krise, dass nach seinem Schlafengehen ein Streit zwischen den Eltern ausbricht. Ein psychisch gesundes Kind wehrt sich in solchen Fällen, quängelt oder setzt seinen ganzen Charme ein und zeigt trotz vorrückender Stunde eindrucksvoll kreativen Erfindungsgeist und Energie gegen den Schlaf anzukämpfen. Oder die Schlafenssituation ist einfach unattraktiv: ein schönes Gitterbett (moderner Kinderkäfig) in einem schön eingerichteten Kinderzimmer voll mit leblosen Stofftieren: schön aber einsam. Jedenfalls keine kuschelige, tröstliche, lustbetonte Szene.

Diese Form der Einschlafstörungen kann mit einer einfachen Intervention geheilt werden: Das Kind wird nicht ins Bett gebracht oder geschickt, es darf sich im Wohnraum der Restfamilie hinlegen und wird aufgefordert, sich auszuruhen, aber ja nicht einzuschlafen! Hier kann man auf die gesunde Paradoxielust des Kleinkindes vertrauen; spätestens nach 5 Minuten schläft das Kleine tief und fest und kann nach weiteren 10-15 Minuten ohne jedes Aufwachrisiko in der Tiefschlafphase ins Bett getragen werden oder das Kind darf sich spielend in einem weichen Spieleck aufhalten, wo es einschlafen kann ohne schlafen "gehen" zu müssen. Jede geschilderte Schlafstörung sollte also zu einer differenzierten und ehrlichen Betrachtung und Reflexion der Einschlafrituale und Schlafensszenen auffordern. In dubio pro reo (Im Zweifelsfall für den Angeklagten) gilt hier: Bis das Gegenteil bewiesen ist hat das Kind recht, d.h. sein Wille Nichtschlafen zu wollen oder zu können hat einen Sinn. Diesen gilt es zu analysieren, und vielleicht dann neue Schlüsse und Erkenntnisse zu finden.

 

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Was tun, wenn es vor dem Schlafengehen Angst hat?

Viele Kinder fürchten sich vor dem Schlaf, Ängste von Sterben und Bedrohungen, dass etwas passieren könnte während sie nicht aufmerksam aufpassen, sind häufig. Diese treten oft auch bereits in einem sehr frühen Lebensalter von wenigen Monaten auf, in welchem emotionale Inhalte nicht verbal vermittelt werden können. Zum Teil überschneiden sich die bereits geschilderten Hintergründe des nicht Schlafen gehen Wollens mit denen des nicht Schlafen gehen Könnens, welche hauptsächlich aus Angst entsteht. Lange vor dem Erreichen des magischen Alters (ca. 3-6 Jahre) in der Kindheitsentwicklung hat das Kind bereits mit Ende des 1. Lebensjahres ein klares "Ich"-Empfinden, ein "Selbst-Gefühl entwickelt, welches sich lang vor der Möglichkeit des verbalen Ausdrucks im symbolischen Spiel des 1-3 jährigen repräsentiert.

Die erste und ursprünglichste Angst ist die Trennungsangst. Es ist eine existenzielle und sinnvolle Angst. Die Angst die geliebte Mutter oder jede andere primäre Hauptbezugsperson zu verlieren.

Moderne Möglichkeiten die Bindungsfähigkeit zu objektivieren sind Videoanalysen von Eltern-Kind Verhalten in standardisierten Szenen (z. B. Spiel oder Füttern oder Zubettlegen) wobei affektive und inhaltliche Faktoren wie z. B. Blickkontakt, Vokalisation, Harmonie und Synchronizität der Körpergestik etc. quantifiziert werden.

Weiters stehen standardisierte Interviews wie beispielsweise: "the child working modell interview" von' Ch. Zeanah zur Verfügung welcher mittels der Erhebung von "intemal representation", d.h. innerer Beziehungsvorstellungen der Eltern-Kind Beziehung deren Qualität einschätzt.

 

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Welche Besonderheiten betreffen Eltern behinderter Kinder?

Bei behinderten Kindern müssen besonders plötzlich auftretende Schlafstörungen manchmal im Zusammenhang mit der Grunderkrankung gesehen werden (z. B. Auftreten einer Schlafepilepsie, eines Gastroösophagealen Reflux etc.).

Insofern sind sie immer mit dem behandelnden Arzt zu besprechen. Eine spezifische Besonderheit ist vielleicht die Frage nach einem selbstverursachten Anteil an der erlebten Störung von Eltern behinderter Kinder. Obschon weder berechtigt noch bewusst werden viele Eltern behinderter Kinder von Schuldgefühlen gepeinigt. Die subjektive Störung darf nicht ein-gestanden werden, weil ja das Kind durch seine Behinderung allein in vieler Hinsicht benachteiligt ist. Solche Schuldgefühle und Ambivalenzkonflikte sind oft nicht im realen, logisch begründbaren Bereich zu finden; vielmehr sind es diffuse, oftmals unausgesprochene, oft selbst nicht reflektierte Affekte, welche besonders nachts "zu Tage treten".

So kann es dann geschehen, dass der Schlafstörung des behinderten Kindes nicht mit jener Klarheit und Konsequenz entgegengetreten werden kann, wie beim Gesunden oder geduldet wird, dass sich subjektiv unerfreuliche Gewohnheiten entwickeln und festigen. In diesen Fällen kann eine Reflexion und ein sich Klarwerden über seine Gefühlswelt und Einstellung, sowie etwaiger latenter Aggressionen und missgünstiger Gefühle mit einem psychotherapeutisch geschulten Helfer sehr hilfreich sein.

Sonst treffen im wesentlichen keine anderen Hinweise und generellen Ratschläge wie für gesunde Kinder zu.

 

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Zusammenfassung

Schlafen ist eine Tätigkeit welche am besten in einer entspannten, angstfreien und angenehmen Umgebung statt findet. Manche Menschen schlafen am besten beim Rauschen eines Laubbaums auf ihrer Lieblingsliege im stillen aber lauschigen Garten; andere brauchen viel Lärm und schlafen am besten im Schaukelstuhl des Vorzimmers mitten im Familienrummel.

Manche brauchen viel Platz, andre kuscheln sich gerne eng zwischen Couchpolster und Wand. Es gibt kulturelle und individuell unterschiedliche Schlafgewohnheiten und familiäre Schlafmuster.

"Schlaf Kindlein schlaf, ist noch immer gültig. Es ist jedoch nur umsetzbar, wenn der Vater nicht nur Schafe hütet, sondern in Falle von Störungen rasche Hilfe und ein einfühlsames Zuhören können der meist noch viel mehr verstörten und schlafentzugsgequälten Mutter entgegenbringen kann.

Universitäts-Kinderklinik
A-8036 Graz
Österreich
www.kfunigraz.ac.at/kinderklinik

Quelle: Deutsche Behinderten-Zeitschrift 1/99

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