Gute Nacht - Schadstoffe in Kindermatratzen
Viele Schadstoffe sind inzwischen aus Kindermatratzen verschwunden.
Der Nachwuchs kann ruhig schlummern - wenn er denn richtig gebettet
ist.
Warum hatte sie bloß so schlecht geschlafen? Die ganze Nacht
habe sie kein Auge zugemacht und sei nun voller grüner und blauer
Flecken, beteuerte das Mädchen. Das war der alten Königin Beweis
genug: Die Kleine, die am Abend zuvor völlig durchnässt um Einlass
gebeten hatte, war wirklich eine Prinzessin. Durch zehn Matratzen
und 20 Daunenbetten spürte sie noch die kleine Erbse, die ihr
die Königin untergeschoben hatte. Am Ende des Märchens von Hans
Christian Andersen darf die Prinzessin den Königssohn heiraten.
Heute müssen nicht mehr die Prinzessinnen, sondern die Matratzen
Tests über sich ergehen lassen. Da darf nichts drücken, schließlich
soll der Nachwuchs nachts selig schlummern. Allerdings sind sich
viele Eltern unsicher, wie hart die Schlafunterlage sein soll
und welche Materialien die besten sind.
Als Faustregel gilt: Kinder im Gitterbettchen dürfen ruhig etwas
härter liegen. "Bei kleineren Kindern ist es noch nicht erforderlich,
dass die Matratze nachgibt", erklärt Annette von Ulardt, früher
Möbelfachberaterin und heute Geschäftsführerin des Qualitätsverbandes
Umweltverträgliche Latexmatratze. "Die Wirbelsäule hat noch nicht
ihre spätere S-Form, sondern ist noch gerade, sodass die Unterlage
nichts ausgleichen muss." Außerdem sei bei Kleinkindern der Kopf
fast noch so breit wie die Schultern. Die müssen deshalb nicht
wie bei den Großen in die Matratze einsinken, um den Kopf gut
zu betten. Erst wenn das Gitterbettchen durch ein großes Bett
ersetzt wird, darf auch die Matratze etwas mehr nachgeben.
Reine Latex- oder gar Schaumstoffunterlagen sind nach Ulardts
Ansicht für jüngere Kinder zu weich. Sie empfiehlt Matratzen aus
latexiertem Kokos. Kokosfasern sind ein klassisches Polstermaterial,
elastisch und bruchfest. Diese Eigenschaften werden verstärkt,
indem jede einzelne Faser mit Latex umhüllt wird. Solche Matratzen
sind fest, aber dennoch elastisch. Eine Alternative sind qualitativ
hochwertige Rosshaarmatratzen. Sie sind allerdings meist teurer
und pflegebedürftig: "Eine Rosshaarmatratze muss regelmäßig gedreht
werden, damit sich die Haare nicht zu sehr aneinander drücken",
rät Annette von Ulardt.
Das sind die Testergebnisse
Von den 20 getesteten Kindermatratzen können wir 14 uneingeschränkt
empfehlen. In der Kindermatratze Latex-Kokos von Lonsberg fanden
wir mehr als zehn Mikrogramm pro Kilogramm Krebs erregende Nitrosamine.
Die Sencello von Ikea ist mit optischen Aufhellern versehen.
Sie lassen Produkte weißer erscheinen, sind aber schlicht überflüssig
und verbrauchen in der Herstellung viel Energie. Fünf Schlafunterlagen
enthalten Kunststoffe, deren Produktion die Umwelt unnötig belastet.
Immerhin waren einige Schadstoffe, die wir seit langem kritisieren,
nicht mehr zu finden. Dazu gehört das gesundheitsschädliche Flammschutzmittel
Trischlorethylphosphat, das früher über Schaumstoffabfälle in
die Matratzen gelangte. Auch halogenorganische Verbindungen und
Schwefelkohlenstoff entdeckte unser Labor nicht mehr. Gesundheitsbedenkliches
Antimon, das als Katalysator bei der Herstellung von Polyesterfasern
eingesetzt wird, fanden wir nur noch in Spuren in einem einzigen
Matratzenbezug.
Was tun?
Kinder schwitzen häufiger und pinkeln anfangs auch ins Bett.
Daher sind Matratzen aus Latex, Rosshaar oder Kokos - am besten
mit waschbarem Bezug - von Vorteil. Sie lassen die Feuchtigkeit
schneller verdunsten als Schaumstoff-Matratzen. Federkernmatratzen
werden zum Teil skeptisch beurteilt, weil manche Menschen auf
die Metalle empfindlich reagieren.
Für Säuglinge und Kleinkinder ist eine feste Unterlage am besten.
Erst mit fünf bis sechs Jahren brauchen Kinder eine Matratze,
die sich der Körperform anpasst.
Einige Matratzen sollen besonders für Allergiker geeignet sein.
Doch Hausstaubmilben können sich praktisch in jeder Schlafunterlage
vermehren. Wenn ein Kind bereits allergisch ist, kann man die
Matratze in einen milbendichten Bezug einpacken und diesen regelmäßig
waschen.
Einfache Roste aus massiven Latten garantieren im Gegensatz zu
durchgehenden Platten die nötige Belüftung der Matratze von unten.
Säuglinge brauchen noch kein Kopfkissen. Erst ab etwa sechs Jahren
kann ein weiches Kopfkissen den Nacken stützen und den Kopf betten.
Quelle: Ratgeber Schwangerschaft und Geburt 2/2000
© 2003 by ÖKO-TEST Verlag GmbH, Frankfurt,
Internet: www.oekotest.de
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