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Grundlagen - Schlaf

Schlaf und Schlafstörungen bei behinderten Kindern

Inhalt:

  • Bedeutung des Schlafes
  • Wie viel Schlaf braucht ein Kind?
  • Welche Situation ist bei behinderten Kindern zu verzeichnen?
  • Arten der Schlafstörungen
  • Wie kann man einem Kind mit Einschlafstörungen helfen?

 

 

Bedeutung des Schlafes

Schlaf ist einer der unentbehrlichen und existentiellen Grundzustände menschlichen Lebens. Es handelt sich dabei um einen periodisch wiederkehrenden Zustand von Ruhe und Erholung aller Organsysteme und Funktionen, insbesondere der Zentren des Nervensystems. Um diese Erholung zu gewährleisten, ist eine bestimmte Menge an Schlaf notwendig, wobei Schlaf nicht gleich Schlaf ist. In Hirnstromableitungen (EEG = Elektronenzephalogramm) zeigen sich verschiedene Schlafstadien.

 

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Wie viel Schlaf braucht ein Kind?

Zunächst einmal ist die Frage, ob es Lang- und Kurzschläfer gibt, mit einem JA zu beantworten. Kinder im Kindergartenalter haben eine individuell unterschiedliche Schlafdauer von täglich 12 -14 Std., im Grundschulalter variiert sie täglich von 10-12 Std. unter Berücksichtigung des Mittagsschlafs. Schließlich ist auch an die Tiefe des Schlafs zu denken. Guter Schlaf wird durch aus-reichende körperliche Betätigung vor allem in frischer Luft während des Tages, durch Ausschaltung aller störenden Reize sowie durch gesunde Lebensführung begünstigt. Regelmäßige wesentliche Unterschreitungen der Schlafdauer führen zu physischen und psychischen Störungen, beim Schulanfänger zum Rückgang des Leistungsvermögens in der Schule.

 

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Welche Situation ist bei behinderten Kindern zu verzeichnen?

Erfahrungsgemäß haben behinderte Kinder einen höheren Schlafbedarf. Das betrifft vor allem Kinder mit Folgezuständen nach einer Hirnschädigung (z. B. nach Meningitis, Enzephalitis, Schädel-Hirn-Trauma), ferner auch herz-, asthma-, rheuma- und krebskranke Kinder. Hierbei besteht bei bestimmten Organsystemen (insbes. beim ZNS) ein Erholungsbedarf. Zu erwähnen sind auch Kinder mit Schädigungen des Haltungs- und Bewegungsapparates, die rascher ermüden, demzufolge auch ein erhöhtes Erholungs- und Schlafbedürfnis haben. Von großer Bedeutung ist der Schlaf für das akut (vor allem fieberhaft) erkrankte Kind. Im Hinblick auf das Schlafbedürfnis gibt es auch bei behinderten Kindern individuelle Unterschiede, zuweilen können auch wie bei gesunden Kindern Schlafstörungen auftreten.

 

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Arten der Schlafstörungen

Sowohl bei Kindern im Kindergartenalter als auch bei Schülern im Grundschulalter gehören zeitweise Schlafstörungen zur Lebenserfahrung. Es kann im wesentlichen - grob gesehen - zwischen Einschlaf- und Durchschlafstörungen unterschieden werden.

Einschlafstörungen sind bei Kindern wesentlich häufiger als Durchschlafprobleme. Bei der Einschlafstörung ist das Kind entweder noch nicht müde, oder das Kind will nicht einschlafen. Schließlich stellt die Einschlafszene eine unlustvolle Situation dar (Trennung von der Familie). Noch verständlicher ist die Abneigung vor dem Schlafengehen und vor dem Schlafen bei einem Kind, wenn es des öfteren zur Strafe ins Bett gebracht wird. (Androhung "Du gehst jetzt ins Bett!").

Schwieriger gestaltet sich der Umgang mit den Durchschlafstörungen, schon deshalb, weil die meisten Eltern dabei ebenfalls aus dem Schlaf gerissen und so in ihrem eigenen Biorhythmus empfindlich gestört und belastet werden. Von den häufigsten Durchschlafstörungen sind zu nennen: das nächtliche Aufschrecken und Aufschreien (Pavor nocturnus), Nacht- und Schlafwandeln (Somnambulismus), Kopf- und Körper wackelt, das vorzeitige Aufwachen, Durchschlafstörungen sind abhängig von den Phasen der geringen Schlaftiefe, von Unterbrechungen des körpereigenen Rhythmus, aber auch vom übertriebenen Verhalten der Eltern, die bereits bei leisem Murmeln und Brabbeln des Kindes seinen Schlaf stören.

Im Schlaf setzen sich auch Erregungen bzw. Verunsicherungen, die das Kind tagsüber erlebt hat, unterschwellig fort. Bedeutung haben auch Konflikte mit anderen Kindern, mit Kindergärtnerinnen bzw. mit Lehrern, Leistungsversagen in der Schule, Erlebnisse von Trennung und Abschied. Es können auch aufregende Erlebnisse am Abend vor dem Schlafengehen beim: Streit mit Geschwistern, Auseinandersetzungen zwischen den Eltern, aufregende Fernsehfilme, aber auch ausgelassenes Toben. Schließlich können auch als "Auslöser" von Durchschlafstörungen aufkommende Unruhe- und, Schmerzzustände sowie Atembeschwerden auftreten.

Insgesamt gesehen: Schlafstörungen des Kindes sind immer Interaktionsstörungen, die auch die Eltern und Geschwister betreffen. Somit ist die gründliche Kenntnis der inneren und äußeren Entwicklungsbedingungen des betroffenen Kindes notwendig, um Hilfen anbieten zu können.

 

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Wie kann man einem Kind mit Einschlafstörungen helfen?

In diesem Falle kann - wie bei allen psychischen Problemen - kein bewährter Ratschlag es den Eltern abnehmen, die häusliche Situation auf mögliche Angstauslöser und Störfaktoren hin unter die Lupe zu nehmen, sich selbst und das betroffene Kind genau zu beobachten, ggf. das erzieherische Verhalten zu ändern. Für das kleinere Kind sind Schlafzeremonien bedeutsam, d. h. Abend für Abend erwartet das Kind eine Abfolge bestimmte Vorgänge, mit denen der Tag ausklingt. Dazu sind geeignet: Erzählen bzw. Vorlesen einer kurzen beruhigenden Geschichte, dazu eventuell Betrachtung eines Bildes, ferner Beten, Singen, Stofftier und Puppe in den Arm nehmen und zum Schlaf betten. Man sollte das Licht dämpfen (später ausmachen), die Tür des Kinderzimmers schließen, selbst ruhig werden sowie durch Körperkontakt und Streicheln eine Kuschelatmosphäre schaffen. Im Lauf der Zeit können Rituale nacheinander abgebaut werden.

Vielen Kindern (insbesondere im Grundschulalter)" die an Durchschlafstörungen leiden, hilft es, wenn sie beim Zubettgehen in einer liebevollen, entspannten Atmosphäre Gelegenheit haben, über das zu sprechen, was sie den Tag über geärgert oder beunruhigt hat. Manche entspannen sich, wenn sie in einem solchen Gespräch getröstet, wenn die positiven Ereignisse in der Vordergrund gerückt und sie Aussicht auf einen erfreulichen nächsten Tag haben werden.

Bei hartnäckigen Schlafstörungen sollten jedoch Beruhigungs- und Schlafmittel nur auf ärztliches Anraten hin befristet gegeben werden.

Dagegen sind die ganz natürlichen Schlafzeremonien und die aufgezeigten kurzen "Schlaf-Vorgespräche" für die psychische Entwicklung des '(behinderten) Kindes sehr wichtig. Das Kind braucht eine Phase der Ruhe, in der die Vielfalt der Eindrücke abklingen kann. Es wird ihm bei den täglich wiederkehrenden Riten ein Gefühl von Geborgenheit vermittelt.

Dr. Erich Tischer, Rigaer Str. 8, 06128 Halle (Saale)

Das Literaturverzeichnis kann beim Autor angefordert werden.

Adressen von Fachkliniken zur Behandlung von Schlafstörungen mit näheren Angaben enthält das Buch "Reha-und Fachkliniken in Deutschland" vom Reha-Verlag GmbH, Postfach 201161, 53141 Bonn

Quelle: Deutsche Behinderten-Zeitschrift 6/97

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